Kinder zu Besuch beim BZV-Imker
Behutsam nähert sich eine kleine Hand der Bienenwabe. Ein rot lackierter Zeigefinger bohrt sich vorsichtig in das Wachs und sofort quillt goldgelber Honig hervor. Schnell zieht das Mädchen den Finger wieder aus der Wabe und leckt den Honig ab: „Mhmm! Das schmeckt lecker!“
Eine Stunde zuvor: Sieben Kinder aus der Rheinbacher Kindertagesstätte Lummerland sitzen in Meckenheim bei Imker Dr. Peter Heuschen auf der Terrasse und lauschen konzentriert seinem Vortrag. Wie sehen Bienen aus? Wie alt werden Bienen? Wie entsteht Honig? Was tun, wenn man gestochen wird? Dieses und vieles mehr erfahren die Kinder, bevor es zu den Bienen geht.

Mit einem Plüschtier die Bienen-Metamorphose erklären (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Bienen-Metamorphose per Plüschtier
Der Höhepunkt von Heuschens Vortrag ist ein kleines Plüschtier. Es sieht aus, wie eine fette Made. Mit wenigen Handgriffen stülpt Heuschen das Innere nach außen und hervor kommt eine voll entwickelte Plüschhonigbiene. Das Wunder der Metamorphose ist anschaulich erklärt. „Seit wann gibt es eigentlich Bienen?“, fragt Heuschen die Kinder. Die Schätzungen der Kinder gehen weit auseinander: Seit 10.000 Jahren, seit 40.000 Jahren, seit der Steinzeit. Ein Junge will wissen, was die Bienenjungen eigentlich machen, wenn sie keinen Nektar sammeln? „Die faulenzen den ganzen Tag“, erklärt Heuschen. „Wie mein Papa!“, bricht es aus einem Kita-Kind heraus. “Der sitzt auch den ganzen Tag auf dem Sofa herum.“

Maximal 12 Kinder pro Besuchergruppe, sonst wird das Gedränge groß (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Fragen beantworten statt referieren
Seit 2019 bekommt Peter Heuschen Besuche von Kindergartengruppen und Schulklassen. Etwa fünfmal im Jahr erklärt der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Rheinbach Kindern und Jugendlichen die Welt der Honigbienen. „Bei Bedarf komme ich auch für eine Theoriestunden ins Klassenzimmer oder begleite Projektwochen zum Thema Bienen“, erklärt Heuschen. Auf Wunsch unterstützt er die Lehrer auch mit gedruckten Unterrichtsmaterialien, wie dem Bienenforscherheft des Deutschen Imkerbundes. „Zu Beginn eines Besuches sollte man die Kinder immer erst fragen, was sie schon über Bienen wissen“, erläutert Heuschen. „An dieses Wissen kann man dann altersgerecht in Theorie und Praxis anknüpfen.“
Wichtiger als die Theorie sei aber vor allem das Anfassen, Schmecken, Riechen und Machen, sagt Heuschen. „Das Anheizen des Smokers ist eines der Highlights auf dem Schulhof“, schmunzelt Heuschen.
„Boah! Riecht das ekelig!“

Der Smoker ist bei Kindern und Jugendlichen immer ein Highlight (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Auch beim Besuch des Rheinbacher Kindergartens ist der Smoker der Renner. Die Kinder dürfen gleich mehrere ausprobieren und sind bald nur noch schemenhaft in dicken Rauchwolken zu erkennen. „Boah! Riecht das ekelig!“, ruft ein Mädchen und macht mit dem Smoker in ihrer Hand gleich noch mehr Rauch.

Suche nach der Königin (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Etwas später an einer Bienenbeute: Peter Heuschen hat ein Rähmchen herausgezogen und hält es den Kindern hin. „Wer zuerst die Königin sieht, darf beim Honigprobieren anfangen“, ruft Heuschen in die Runde. Konzentriert starren die Kinder auf das Bienengewimmel und beugen sich immer näher über die Wabe. Die anfängliche Scheu vor den Bienen haben sie längst abgelegt.

Magische Armbänder gegen Bienenstiche (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Zwei Mädchen fühlen sich ganz besonders sicher. Sie tragen an beiden Armen „magische“ Plastikarmbänder. „Wenn du die trägst, können dich Bienen nicht stechen“, erklärt eines der Mädchen. Plötzlich taucht sie auf: Die Königin!

Honig probieren – direkt aus der Wabe (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Natürlich hat sie jedes der Kinder zuerst gesehen und will nun auch Honig probieren. Nacheinander tauchen nun viele Kinderfinger in die Honigwabe. Das Geschmacksurteil eines Jungen: „Das schmeckt viel frischer als Honig aus dem Glas.“ Zum Ende der Visite an der Bienenbeute steht noch Drohnenkuscheln auf dem Programm, bis die „Katastrophe“ passiert: „Iiihhh! Die Drohne hat mir auf die Hand gekackt!“
Shit happens – auch am Bienenstand.

Bienen zum anfassen (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Bei Kinderbesuch: Vorgespräch wichtig!
Vor dem Besuch von Kita- oder Schulkindern am Bienenstand zu Besuch kommen, sollten die Imker unbedingt ein Vorgespräch mit den Erzieherinnen oder Lehrerinnen führen. „So banal es für Imker klingt, man muss erklären, dass Bienen stechen können“, erläutert Heuschen. „Mit den Eltern muss vorher geklärt werden, ob es bei den Kindern Allergien gegen Insektenstiche gibt und natürlich ob die Eltern mit dem Besuch beim Imker einverstanden sind.“ Wichtig sei auch, dass nicht mehr als zwölf Kinder in einer Besuchsgruppe sind. Sonst ist das Gedrängel am Bienenstock zu groß. Für eine Gruppe von dieser Größe sollten von der KITA oder Schule mindestens zwei Betreuer*innen dabei sein.

Beliebt bei den Kindern: Eine Honigverkostung (Quelle: BZV/Christian Behrens)
Honig von den Kanarischen Inseln – null Punkte
Der Besuch bei Peter Heuschen endet mit einer Verkostung von Honig aus aller Welt. Einer der Spitzenreiter ist ein Honig aus Schweden. Ob das daran liegt, dass er aus dem Land von Pipi Langstrumpf kommt oder ob er heute in Meckenheim von einer echten Schwedin serviert wird – unklar. Klar ist nur, dass ein Honig von den Kanarischen Inseln bei den Kindern komplett durchfällt. „Den esse ich nie wieder!“ „Schmeckt total bitter!“ „Puhhh – gegen den Geschmack muss ich was trinken!“ „Der bekommt null Punkte.“ Das sind nur einige, der vernichtenden Urteile. Sieger der Verkostung ist am Ende ein Manuka-Honig. Der bekommt: „…zehntausendmillionen Punkte!“
Text und Fotos: Christian Behrens