Vespa velutina
Merkmale, Verbreitungsgebiet, Gefahren und Handlungsoptionen
Ein Beitrag von Dr. Peter Heuschen
Das Vorkommen der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) in Deutschland hat in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erregt. Jetzt ist sie auch im Bereich des BZV-Rheinbach, also bei uns angekommen.
Ursprünglich in Südostasien beheimatet, hat diese invasive Art seit ihrem er-sten Auftreten in Frankreich 2004, ihren Weg nach ganz Europa gefunden und stellt mittlerweile eine potenzielle Bedrohung für die heimische Insektenwelt dar. Für den Menschen ist sie nicht bedrohlicher als unsere heimische Hornisse (Vespa crabro).
Denken Sie, sie haben eine asiatische Hornisse gesehen? Bitte wenden Sie sich telefonisch an den Rhein-Sieg-Kreis, Untere Naturschutzbehörde. Die sind unter 02241-13 3900 erreichbar. Idealerweise machen Sie ebenfalls ein Foto und merken sich Ort und Zeitpunkt der Sichtung.
In diesem Artikel werden die Merkmale der Asiatischen Hornisse, ihr Verbreitungsgebiet in Deutschland, die potenziellen Gefahren und die verfügbaren Handlungsoptionen erläutert.
Merkmale der Asiatischen Hornisse
Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als die heimische Europäische Hornisse und hat charakteristische Merkmale, die sie von anderen Wespenarten unterscheiden.
Zu ihren charakteristischen Merkmalen gehören:
- Farbe: Die Körperfärbung der Asiatischen Hornisse ist größtenteils schwarz, während ihr Kopf orange-gelb gefärbt ist. Außerdem hat sie eine auffällige orange Zeichnung auf dem Hinterleib. Die Beine sind gelb. Heimische Hornissen hingegen haben orangene Beine und eine gelb-schwarze Musterung des Hinterleibes, während Kopf und Brust dunkelbraun bis leicht rötlich sind.
- Größe: Diese Hornissenart ist etwa 5 Millimeter kleiner als heimische Arten, mit einer durchschnittlichen Körperlänge von 3 bis 3,5 Zentimetern.
- Kopf: Ihr Kopf ist schwarz und markant, mit auffälligen Mandibeln (Kiefern) und großen Facettenaugen.
- Nestbau: Asiatische Hornissen bauen große Nester, die oft hoch oben in Bäumen oder Gebäuden gefunden werden können. Die Nester sind grau und haben eine papierähnliche Struktur. Heimische Hornissen hingegen bevorzugen versteckte, geschützte Niststellen, wie etwa einen Dachboden oder leere Vogelnester.
Verbreitungsgebiet in Deutschland
Die Asiatische Hornisse hat sich seit dem ersten Auftreten 2004 in der Nähe von Bordeaux in verschiedenen europäischen Ländern ausgebreitet, darunter seit 2014 auch in Deutschland. Ihr Verbreitungsgebiet hat sich kontinuierlich erweitert, was auf ihre hohe Anpassungsfähigkeit und ihre Fähigkeit zur Ausbreitung über weite Entfernungen zurückzuführen ist.
Sie ist mittlerweile in mehreren Bundesländern, einschließlich Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, zu finden. Sie bevorzugt offene Landschaften, in denen sie Nistplätze finden kann, wie zum Beispiel Wälder, Gärten und urbanisierte Gebiete. Sie folgt offenbar auch Flussläufen, zum Beispiel dem Rheintal.
Die europäische Kommission (KOM) hat die Asiatische Gelbfuß-Hornisse als gefährlich für die Imkerei und sogar für ganze Ökosysteme eingeschätzt und sie 2014 auf die Liste der invasiven Arten gesetzt.
Eine Beseitigung invasiver Arten sollte grundsätzlich unter angemessener Berücksichtigung der menschlichen Gesundheit, der Umwelt sowie der Nichtziel-Arten und ihren Lebensräumen erfolgen.
Potenzielle Gefahren
Die Asiatische Hornisse stellt eine potenzielle Gefahr für die heimische Fauna dar, da sie sich von Insekten wie Bienen, Wespen und Fliegen ernährt. Man schätzt, dass ein Volk der asiatischen Hornisse jedes Jahr zwischen 11 und über 20 kg Insekten zur Eigen- und Bruternährung benötigt.
Besonders bedenklich ist ihre Vorliebe für Honigbienen, was zu einer Bedrohung für die Imkerei führen kann. Auch die Bestäubungsleistung der Bienen geht dann zurück.
Für den Menschen ist die Gefahr vergleichbar mit der heimischen Hornisse, da ihre Stiche schmerzhaft sein und in einigen Fällen allergische Reaktionen hervorrufen können. Allergiker wissen, dass man von Nestern Abstand halten soll.
Handlungsoptionen
Die Handlungsoptionen im Umgang mit der Asiatischen Hornisse begrenzen sich hauptsächlich auf Früherkennung und aktive Bekämpfung – diese sind aber entscheidend, um die Ausbreitung dieser Art einzudämmen. Die Beseitigung von Nestern darf nur von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden, um mögliche Risiken zu minimieren. Präventive Maßnahmen wie das Aufstellen von Fallen kommen in Deutschland im Gegensatz zu Frankreich nicht in Frage, da das Risiko des Beifangs bei unsgeschützter Insekten gegen den Artenschutz verstößt.
Eines der führenden deutschen Bieneninstitute, LAVES in Celle, stellt folgende Empfehlungen für den Fall einer Sichtung zusammen:
- Früherkennung und Meldung: Nach den Vorgaben der VO (EU) 1143/2014 muss jedes Vorkommen einer anerkannten invasiven Art schnellstmöglich gemeldet werden. Adressaten für solche Nachweise sind die zuständigen Umweltbehörden. Konkret sind es die Unteren Naturschutzbehörden (UNB) der Landkreise beziehungsweise kreisfreien Städten. An den Meldungen (Monitoring) sollte sich jeder beteiligen.
- Entfernung der Nester: Grundsätzlich verbietet sich der Versuch, der Asiatischen Hornisse mit gekauften oder selbst gebauten Lockfallen nachzustellen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben deutlich gezeigt, dass keine dieser Fallen selektiv wirkt und die reale Gefahr besteht, andere, insbesondere geschützte, Insekten anzulocken und zu töten. Die Nester darf man nicht selber beseitigen. Für die Beseitigung von Nestern sind Profis gefragt, die von der unteren Naturschutzbehörde beauftragt werden.
- Präventive Maßnahmen: Imker und Bienenzüchter können bei starker Bedrohung versuchen, ihre Bienenstöcke durch Netze oder andere Schutzvorrichtungen, sog. Maulkörbe, vor der Asiatischen Hornisse zu schützen, um Angriffe zu verhindern. Diese Maßnahmen lösen aber nicht das Problem der Vermehrung dieser invasiven Art.
- Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung der Bevölkerung: Die Öffentlichkeit und die landesweite Sensibilisierung für das „Problem“ Asiatische Hornisse ist zunächst entscheidend, um die Meldung von Sichtungen zu erleichtern und das Bewusstsein für die Gefahren zu schärfen.
- Forschung und Überwachung: Die wissenschaftliche Forschung sollte fortgesetzt werden, um die Verbreitungswege und bevorzugte Lebensräume der Asiatischen Hornisse besser zu verstehen und geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Es ist also wichtig, dass sowohl die Behörden als auch die Bevölkerung sensibilisiert sind und aktiv bei der Überwachung und Bekämpfung der Asiatischen Hornisse mitwirken. Die Meldung von Sichtungen und Verdachtsfällen kann dabei helfen, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen und potenzielle Schäden zu minimieren.
Insgesamt erfordert die Präsenz der Asiatischen Hornisse in Deutschland eine koordinierte Anstrengung auf verschiedenen Ebenen. Durch die Zusammenarbeit von Imkern, Naturschützern, Forschern und der Öffentlichkeit können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen dieser invasiven Art zu begrenzen und die heimische Tierwelt zu schützen.
In Frankreich, wo das Problem fast 20 Jahre besteht, ist es erst 2022 gelungen ein nationales Bekämpfungskonzept zu entwickeln, welches in der Imkerschaft aber skeptisch gesehen wird. Hoffen wir, dass es bei uns nicht so lange dauert.