Stockkarten – Nützlich oder oberflüssig?
Wer mehrere Bienenvölker betreut, bemerkt schnell: Ohne gute Notizen verliert man schnell den Überblick. Wann wurde zuletzt kontrolliert und was war die Diagnose? Hat sich das Volk richtig entwickelt? Wurde schon gefüttert, behandelt, umgeweiselt? Genau hier kommen Stockkarten ins Spiel. In diesem Blogbeitrag schauen wir uns die Vorteile, Varianten und den Nutzen genauer an.
Was ist eine Stockkarte überhaupt?
Eine Stockkarte ist im Grunde das Tagebuch eines Bienenvolkes. Jede Beute bekommt praktisch ihre eigene “Karte”, auf der alle wichtigen Beobachtungen und Maßnahmen festgehalten werden:
- (geschätzte) Volksstärke und Brutentwicklung
- Verhalten der Bienen (ruhig, aggressiv, schwarmtriebig) (ggf. in Relation mit den Witterungsbedingungen)
- Königin (gezeichnet, Herkunft, Alter)
- Futtervorrat und Behandlungstermine
- Honigerträge, Schwarmkontrolle, Besonderheiten
So entsteht im Lauf der Zeit ein wertvolles Protokoll – nicht nur für die laufende Betreuung, sondern auch zur Langzeitbeobachtung und Verbesserung der eigenen Imkerei.
Lohnt sich der Aufwand?
Gerade in der Saison geht es auf dem Stand oft hektisch zu. Doch wer sich nach jeder Durchsicht wenige Minuten für Einträge nimmt, profitiert mehrfach:
- Bessere Entscheidungen: Anhand der Aufzeichnungen lässt sich das Verhalten einzelner Völker vergleichen – z. B. wie sich bestimmte Linien entwickeln. Außerdem lässt sich der nächste Standbesuch besser planen und alle benötigten Materialien sind dann griffbereit (bspw: “Drohnenrahmen mitbringen und einhängen” oder “2 Mittelwände an Position XY einhängen”). Das ist besonders praktisch, wenn man seine Bienen nicht in der Nähe vom Lagerort der Materialien stehen hat.
- Zeitersparnis: Statt „nach Gefühl“ zu arbeiten, weiß man genau, was zuletzt passiert ist – und das noch bevor man den Deckel öffnet. Dadurch überprüfst du bei der Durchsicht gezielt jede Aspekte, bei denen ein Volk noch Entwicklungspotenzial hatte.
- Rechtssicherheit: Nachweise über die Behandlung gegen die Varroa-Milbe ist für amtliche Kontrollen oder Zertifizierungen nach EU-Recht erforderlich. Hier muss Datum, Behandlungsdauer, Arzneimittel, Hersteller etc. dokumentiert sein.
- Lernprozess: Besonders für Neuimker:innen sind die eigenen Notizen eine wertvolle Lernhilfe.
Analog, digital – oder zum anpinnen?
In der Frage gibt es kein Richtig oder Falsch, denn es hängt von individuellen Präferenzen und Anwendungsbereichen ab. Hier eine kurze Übersicht, mit der ihr die verschiedenen Varianten für euch einschätzen könnt.
| Art | Kurzbeschreibung | Vorteile | Nachteile | Beispiele |
| Klassische Stockkarten | Als ausgedruckte Liste oder im Taschenbuchformat | – viele Vorlagen frei im Internet verfügbar – Übersicht der letzten Standbesuche – einfach anzuwenden & aufzubewahren (auch über mehrere Jahre zu Lernzwecken) | – Papier kann nass oder beschmutzt werden, das schränkt die Lesbarkeit ein – händische Notizen erfordern einige Minuten Arbeit | Taschenbuch DIB Stockkarte |
| Pin-Stockkarte | Übersicht auf Hartschaum, wird auf der Beute angebracht | – direkte Übersicht wichtigster Indikatoren von letzter Kontrolle – praktische Farbkodierung erleichtert Einschätzung | – keine langfristie Dokumentation zur Nachverfolgung, weil Pins umgesteckt werden oder rausfallen können | Pin-Stockkarte |
| App | Digitale Erfassung aller Infos | – (u.U.) Informationen schneller eingetragen – Vorschläge aus der App erleichtern Handhabung – u.U. Zugang zu einer digital-affinen Imker-Community bei Rückfragen | – ggf. langfristige Bindung an einen Anbieter – ggf. eingeschränkte Übersichtlichkeit der Eintragungen (abhängig von gewählter App) – ggf. kostenpflichtige Funktionen | DIB Imker App Imkado |
Alle Angaben und Links ohne Gewähr!
Kurz gesagt gilt: Finde deinen individuellen Weg! Traditionelle Papierkarten liegen direkt an der Beute oder hast du in der Tasche dabei. Sie sind einfach in der Handhabung, je nach Ausführung wetterfest und sofort griffbereit. Digitale Stockkarten, etwa in Imkerei-Apps oder Tabellen, bieten dagegen Vorteile bei der Auswertung, Datensicherung und dem Teilen von Informationen.
Viele Imker:innen kombinieren heute beides: schnelle Notizen am Stand, später übertragen in die digitale Übersicht. Das ist dann aber auch der doppelte manuelle Aufwand.
Fazit
Egal ob auf Papier oder per App – Stockkarten sind das Gedächtnis deiner Imkerei. Besonders wenn du mit der Imkerei beginnst, macht es Sinn, eine einfache Dokumentation zu führen und den eigenen Lernfortschritt zu dokumentieren. Das motiviert und steigert die eigene Sicherheit, mit den Bienen umzugehen. Stockkarten machen die Arbeit strukturierter, erleichtern den Überblick über die Völker und helfen, Erfahrungen gezielt zu nutzen. Wer seine Aufzeichnungen pflegt, wird schnell merken: Die Bienen danken es mit stabileren, gesünderen Völkern.






