Übers Schwärmen von Honigbienen
Die natürliche Art der Vermehrung von Honigbienen erfolgt durch das sogenannte Schwärmen, also die Teilung des Bienenvolkes. Die Schwarmsaison beginnt typischerweise zwischen Ende April und endet Ende Juni, etwa um die Sommersonnenwende. Um sich auf das Schwärmen vorzubereiten zieht das Bienenvolk in so genannten Weiselzellen junge Bienenköniginnen aus befruchteten Eiern heran. Nur allein aufgrund einer verlängerten Fütterung des speziellen Futtersaftes, dem Gelee Royale, entstehen daraus Maden, die später in der Lage sind, Eier zu produzieren. Diese Zellen sind von besonderer Größe und hängen wie Zapfen an den Waben herunter.
Ansicht der Zelle der heranwachsenden Jungkönigin
Nach 5 Tagen der Fütterung werden die Brutzellen der heranwachsenden Königin verdeckelt. Die “alte” Königin wird dann auf Diät gesetzt, damit sie mit dem Eierlegen aufhört und wieder flugfähig wird.
Gelingt es dem Volk, auch nur eine Brutzelle mit einer heranwachsenden Königin zu verdeckeln, setzt es seine Königin auf Diät. Gleichzeitig stellen alle Flugbienen ihre Sammelflüge ein. Aus den sonst so fleißigen Bienen ist inzwischen ein “faules” Volk geworden, das im wahrsten Sinne auf bereits gepackten Koffern sitzt.
Ein faszinierendes Naturschauspiel
Irgendwann ist es soweit und die Hälfte des Bienenvolkes entscheidet sich, zu schwärmen. Ist die Königin fit und flugfähig, liegt die Außentemperatur bei 20° oder bereits darüber und scheint dabei die Sonne, drängen die Arbeiterinnen ihre Königin zum Flugloch. Das Bienenvolk quillt förmlich aus seiner Behausung und es erhebt sich ein Schwarm von bis zu 30.000 Bienen. Die Bienen im Schwarm haben ihre Honigblase aus den Vorräten gefüllt und können so das Überleben des Schwarms für mehrere Tage sicherstellen. Die Königin verlässt mit einem Großteil des Bienenvolkes den Bienenstock. Das Restvolk bleibt mitsamt den noch bestehenden Honig- und Pollenvorräten, der letzten Arbeiterinnenbrut und einigen verdeckelten Weiselzellen zurück. Das abgeschwärmte Volk sucht sich eine neue Bleibe und entscheidet wie in einem demokratischen Abstimmungsprozess, wohin es gehen soll.
Wenige Tage später schlüpft eine neue Jungkönigin und sticht alle anderen, noch nicht geschlüpften Jungköniginnen ab. Denn Konkurrenz in eigenen Volk kann sie sich nicht erlauben. Wenige Tage nach dem Schlupf fliegt sie auf den “Hochzeitsflug”, bei dem sie sich mit ca. 20 Drohnen paart und deren Samen in ihrer Samenblase speichert. Mit etwas Glück kehrt sie nach nur 20-30 Minuten zurück und beginnt wenige Tage später mit der Eilage – und das Bienenvolk beginnt erneut zu wachsen, Nektar und Pollen einzutragen und sich auf den bevorstehenden Winter mit genügend Vorräten vorzubereiten.
Imkerliche Praxis verhindert das Schwärmen
Auch wenn es ein faszinierendes Naturschauspiel ist, den meisten Imkern ist daran gelegen, das Schwärmen seiner Völker zu verhindern. Einerseits verhindert er dadurch Einbuße beim Honigertrag, denn die schwärmenden Bienen können mehrere Kilo Honig in ihrer Honigblase mitnehmen. Andererseits sterben die meisten unentdeckten Schwärme, weil sie in den “aufgeräumten” Wäldern in Deutschland keine leeren Baumhöhlen mehr finden, um ein neues Nest zu bauen.